ABC einer Norwegen-Reise oder: Versuch, es festzuhalten
N = Norwegen
Land im Norden Europas, lediglich 4.6 Mio. Einwohner, reichster Staat Europas dank Erdölvorkommen in der Nordsee. Bodenständiges, blondes Volk von Nordmännern und -frauen. Sprache norwegisch – davon gibt es zwei Versionen, glücklicherweise spricht jeder englisch (wenn nicht sogar deutsch). Landeswährung die Norwegische Krone – alles schweineteuer, ausser Bananen. Der norwegische Mann übrigens ist kleiner und schmächtiger (oder dickbäuchiger) als erwartet – wenn man vom Oben-Ohne-Prachtexemplar im Jotunheimen-Nationalpark, an den sich JEDE Wandersfrau erinnern kann, einmal absieht.
O = Oslo
Hauptstadt. Sitz der Königsfamilie. Kronprinz Haakon (Gemahl von Mette-Marit) feierte am 20. Juli seinen Geburtstag – bei geöffnetem Schlossfenster , durchwachsenem Wetter und nicht nur Studiosus-Touristen vor dem Schloss. Die Qual der Wahl hat der Reisende zu Oslo zwischen Museen (Wikingerboote, Fram-Polarexpeditionsschiff, Wai-Kiki-Thor-Heyerdahl-Bambusboot, Munch-Depressionen, Nationalgalerie), Parks (z.B. Vigeland) oder der neuen Oper, dort wo Uns-Angie kürzlich zur Eröffnungs-Premiere einen beträchtlichen Teil ihres Busens zeigte: ein gigantisches, ultra-modernes architektonisches Meisterwerk (die Oper!), auf dessen Dach man mit Kind und Kegel (Kinderwagen, Rollkoffer, Hund …) rumspazieren und die Aussicht geniessen kann. Prächtig.
P = Preikestolen (Predigerstuhl)
Die ultimative Wanderung in Norwegen und DAS Fotomotiv: 600 Meter über dem Lysefjord erhebt sich der Fels, Predigerkanzel genannt, steil über dem Wasser. Zwei Stunden geht es mehrheitlich durch Steinbrüche nach oben. Steine und Felsen, dazwischen Moorlandschaft. Ein See. Wieder Felsen. Bäume. Und ganz oben ein ca. ein Meter langes Stück, wo man sich am Fels festhalten muss, um auf die andere Seite zu kommen, bevor man auf dem Plateau landet. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Dem tut es keinen Abbruch, dass ausser einem selbst noch Heerscharen anderer Wanderer auch hier rumhüpfen (teils in gar erstaunlichem Schuhwerk). Einige von ihnen trauen sich, auf dem Bauch liegend und meist an den Füssen von (guten!) Freunden festgehalten, den Blick runter vom Felsen auf den Fjord zu wagen. Glücksgefühle.
R = Rentiere
Das norwegische Rentier wurde gesichtet – ganz oben am Aussichtspunkt zum Geirangerfjord, malerisch und fotogen auf einem Schneefeld umhertrabend, eine kleine Herde. Es wurde ebenso verzehrt in Form von Rentierschinken und Rentierfrikadellen. Keine Beanstandungen. Rentierfelle gab’s ebenfalls, angesichts der Witterungsverhältnisse blieben sie allerdings Ladenhüter.
S = Symmetriebilder, Stabkirchen, Stavanger, Smus und Savage Garden
… denn es war Sommer in Norwegen! Sonne und herrliches Wetter, tagelang. Erhofft, nicht erwartet – im Koffer stecken die Fliespullis. Dankbar wurde jeder Sonnentag aufs Neue freudig begrüsst: Wenn Engelein reisen! Dann gibt einen Ort in Norwegen, zwischen Lom und Geiranger, wo ein Gebirgssee von Bergen mit schneebedeckten Gipfeln und roten Hütten umgeben ist. Und wenn bei diesem Gebirgssee die Sonne scheint, und wenn keine Wolke am Himmel zu entdecken ist, und wenn es noch dazu absolut windstill ist … dann kann man hier Fotos für die Ewigkeit schiessen: die absolute Symmetrie von Original und gespiegelter Fälschung im Wasser. Eingerahmt von oben blau (Himmel) und unten blau (See). Die optische Täuschung, das perfekte Bild.
Stabkirchen? Holzkirchen in Norwegen. Auf vier Eckpfeilern aus Holz errichtet, mit ausdrücklicher Erlaubnis der Heiligen Katholischen Kirche, dass statt Stein hier auf Holz gebaut werden darf. Uralte Bauwerke. Dunkel selbst bei Sonnenschein, im Winter sicherlich eisekalt. Eigenwillig.
Stavanger ist die Kulturhauptstadt Europas 2008 – gemeinsam mit Liverpool. Oelmetropole seit man an Heiligabend 1969 endlich auf Oel stiess. Steinreiche Stadt. Arbeitskräfte dringend gesucht. Idyllische Altstadt mit weissen Holzhäusern. Stolz auf sein Oelmuseum, das zwar spannend sein könnte, von der grottenschlecht deutsch sprechenden lokalen Führerin aus Südamerika aber schlecht vermarktet wurde. Schad drum.
Der Smu gehört zum Homo Sapiens Austriasis. Tritt meist als Paar auf. Ueblicherweise im Partnerlook mit beigem Rucksack. Unterscheidbar anhand „Go Austria“ Baseballkappe und blauem Polo (Er) und „Sweating Elch“ T-Shirt oder rotem Polo (Sie). Umgängliches, interessiertes, positiv denkendes, sozial kompetentes Wesen, das den Genuss liebt (bevorzugt Marzipankuchen, Cuba Libre und Zigaretten). Nutzt jede Gelegenheit zu Kontemplation-Meditation oder auch Coaching. Gefährlich einzig durch allgegenwärtige Fotokamera, schussbereit auch aus dem Hinterhalt.
Wer durchs norwegische Fjellgebirge fährt und Savage Garden bei Sonnenschein hört, der will die Zeit anhalten und im Bus weiterfliegen. Mögen auch noch so viele Studiosus-Paare ihre worthülsigen Dialoge fortsetzen, der Grossteil der Truppe ist sich der Einzigartigkeit des Augenblicks bewusst: „Songs from a Savage Garden“ (1995). Ergattern. Geniessen. Verzaubern lassen.
T = Trolle, Tunnel und Toiletten
Trolle verfolgen einem auf Schritt und Tritt in Norwegen, meist aus Holz vor einem Souvenirshop oder Kinderspielplatz und aus Plastik, Holz oder Stein in den zahlreichen Souvenirläden, in denen Norwegen sich, seine Elche und die Nationalflagge feiert. Trolle sind Wesen der norwegischen Sagenwelt und entstanden, weil der liebe Gott ein Gegenpol zum perfekten Norwegen schaffen musste. Bei Sonnenschein erstarren sie zu Fels …
Wo Berge, da auch Tunnel, das wissen wir Schweizer natürlich längst, doch kommen in Norwegen noch Fjorde hinzu, um die Erreichbarkeit von A nach B zu erschweren. Aber wo Geld, da auch ein Weg: Es gibt einen Tunnel in Norwegen in der Nähe von Stavanger, der tief unter dem Fjord hindurchführt. Man merkt die Tiefe gar nicht, bis zu dem Moment, da plötzlich das Schild am Wegesrand auftaucht mit der Tiefenangabe: 240 Meter unter dem Meeresspiegel. An die Tatsache, dass norwegische Tunnel rauf und runter gehen und Kurven haben, hat man sich bis dahin ja längst gewöhnt.
Auch in Norwegen gibt es Toiletten. Unter anderem bei jedem Souvenirgeschäft. In der Regel sind sie sauber, etwas kürzer als in der Schweiz und ohne Aufhänger für die Handtasche. Wo es keine WCs gibt, man aber ein solches benötigen würde, spricht man von „telefonieren gehen“ – bevorzugt während Wanderungen. Geeignete Orte, Stellen nach rechts und links ins Gebüsch zeigt auch gerne persönlich der zuständige Reiseleiter.
UV = Ulrike V.
Das Original. Leicht erkennbar an den orangen Crogs (siehe weiter unten unter C). Und am Mundwerk, das nichts von hanseatischer Zurückhaltung kennt – lechzt die Zunge doch danach, bewegt zu werden. Ernährt sich bevorzugt von Wasser, Smoothies, Studentenfutter, Molkeriegeln, Obst, Studentenfutter, Smoothies, Wasser, Studentenfutter. Zwischendurch Lakritz. Lässt für Suppen alles stehen und liegen. Achtet bei Männern nicht nur auf den 6-Pack und gebürstete Brusthaare, sondern auch auf in Verbindung mit kardiotechnischer Gerätschaft stehende Narben. Ist für ihr Alter (49) und vor allem dank „Mrs. Sporty“ sehr fit (u.a. wegen Ernährungsprogramm siehe weiter oben) und kann es sich deshalb erlauben, beim Wandern auch immer mal „telefonieren“ zu gehen, ohne den Gruppenanschluss zu verlieren. Adleraugen für alles Tierische – zu Wasser (Schweinswale oder Tümmler?), zu Lande (Pferde, Kühe, das E-Tier oder etwa Moschusochsen?) und in der Luft (Reiher, Adler oder halt doch Möwen?). Interessiert sich für Busse und mag den Michel-Busfahrer, wenn sie auch lieber den Reiseleiter herzen würde, der allerdings gemäss Vertrag keine Kontakte zu weiblichen Alleinreisenden aufnehmen darf. Kein Hinderungsgrund indes für Ulrike – heisst das doch im Umkehrschluss, dass die weibliche Alleinreisende ihrerseits sehr wohl den Kontakt aufnehmen kann. Ihr Versuch, eine Wadenmassage für Wanderin Wolf auszuhandeln, verläuft allerdings im Sande …
W = Wasserfälle, Wale, Wölfe und Wikinger
Es hat mit den Fjorden zu tun, dass es in Norwegen so viele Wasserfälle gibt. Und somit natürlich mit den Gletschern, denn ohne Gletscher kein Fjord. Geschichten und Mythen begleiten die Wasserfälle, so wie die „7 Schwestern“ am Geirangerfjord, denen gegenüber der „Bräutigam“ sein Wasser versprüht und unten gen Fjord einen flaschenartigen Umriss freilegt. Bei Wasser und Sonne erscheinen dann auch oft die wunderbaren Regenbogen und erstrahlen in ihren Farben.
Ob es nun Wale sind oder nicht: Sie sind gross, sie haben Flossen und sie tummeln sich in den Fjorden. Es macht Spass, von der Reling aus nach ihnen zu suchen, und meist zeigen sie sich auch kurz, bevor sie wieder verschwinden, um die unterirdische Schönheit der Fjorde zu erkunden. Oder einfach nur, um ihre Ruhe zu haben.
Ein Wolf ist auch mit von der Partie in Norwegen, genauer gesagt eine Wölfin: Alleinreisende aus Zürich. Youngster der Gruppe. Nach Anreise im Flieger mit den VIPs Herzmann, Solm und Lisbeths wortkarger Gefährtin leicht verschreckt, taut sie dank Ulrike Verhasselt (siehe UV) und den Smudas (siehe S) schnell auf. Ständig auf der Suche nach italienischem (N)Espresso, verpasst sie mehrere Gelegenheiten, die Original-Norwegermütze zu erstehen. Trotzdem modisch voran mit Wanderschuhen passend zu schwarzer Lederhandtasche. Haarband abwechselnd in Rot-Pink, Orange-Türkis oder (brandneu) Orange mit pinkfarbenen Elchen. Beständig interessiert an coolen Kommentaren und guten Beobachtungen.
Die Wikinger waren zwar verrufen als Krieger, jedoch auch erfolgreiche Siedler und vor allem eins: tüchtige und klevere Seefahrer. Wir wissen ausserdem heute, dass Wickies Helm keine Hörner hatte, leider, aber dass der Junge schlau war, das ahnen wir im Wikingermuseum in Oslo und freuen uns auf Bullys baldigen Wickie-Revival.
Y = Yacht
Auch in Norwegen gibt es sie, die Yachten. So lag eine der 100 grössten Yachten weltweit im Hafen von Stavanger: die Mylin IV. Einsam und verlassen. Bestimmt ist der Besitzer in Oelgeschäften hier. Petrodollars, what else?
Z = Zacken zulegen
Dass viele Sprichwörter ihren Ursprung im Mittelalter haben, erfährt der Reisende in Bergen-Bryggen, wo er eine Küche aus hanseatischer Zeit bestaunen kann. Dort hängen die Kochtöpfe in unterschiedlicher Höhe über dem Feuer, und wenn’s früher flott gehen musste, dann hiess das „einen Zacken zulegen“, nämlich, den Topf tiefer hängen. Warum für dieses Zacken-Fotomotiv ausgerechnet die von Natur aus eher flinke Ulrike posierte? Keine Ahnung.
A = Alkohol
Wer im Sommer in Norwegen unterwegs ist, sollte wissen: 1. Es gibt überall Alkohol. 2. Alkohol ist überall teuer. 3. Wein und Cocktails kosten in etwa dasselbe. 4. Bei Cocktails zu beachten: Gibt es einen Mixer bzw. funktioniert er („The mixer does not work.“)? Kennt der Barkeeper das Cocktail-Rezept? Ist ein Barkeeper überhaupt anwesend und gewillt zu arbeiten? Es macht nichts falsch und spart viel Geld, wer sich am gratis vergebenen Leitungswasser erquickt. Langweilig, aber wahr. Der Norweger bevorzugt Bier. Was das Essen anbelangt, so ist der Service nicht entscheidend anders. Auch in der Hochsaison im Sommer mag man vor verschlossenen Türen stehen („restaurant closed during summer“ ) bzw. hören „the kitchen is closed for the next hour.“ Natürlich macht diese Hungersnot den Touristen bereit-willig, man hilft dann auch gerne ein wenig mit …
B = Bergen und Bryggen
Die historische Altstadt von Bergen, Bryggen, von den ollen Hanseaten gebaut und gepflegt, von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Anzusehen im Hanseatischen Museum, wie die damals aufeinanderhingen. Wenn der Kaufmann eine Braut (mittelalterliches Pin-Up in der Chefkoje zu bewundern) abschleppte, mussten sie entweder leise sein oder allsämtliche Gesellen hatten auch was davon, spielte sich doch quasi alles in einem Raum ab. Das mit dem Stockfisch ist eine andere Geschichte – wer hätte gedacht, dass getrockneter (Stock-)Fisch, der nach Monaten dann in eine Lauge gelegt und aufgeweicht wird, den Erfolg unserer Hansestädte begründete? Mit dem Bähnli fährt man in Bergen dann hinauf auf den Hausberg, Flöyen, um die gigantische Aussicht auf die Stadt zu geniessen. Oder zum Wandern.
C = Crogs
Gummischuhwerk, das nichts mit Norwegen zu tun hat, aber dort gesichtet wurde. Vorzugsweise getragen von Kleinkindern, jedoch auch bei vereinzelten Wanderern anzutreffen, dann in orange, meist barfuss, besonders elegant mit Falke Wandersocken. Zur Nachahmung NICHT empfohlen.
D = Dovrefjell
Nationalpark. Wilde Landschaft. Wunderbares Panorama. Bekannt für frei lebende Moschusochsen: „There are ochses, about 200 metres away.“ Das Foto auf der Digitalkamera des jungen Holländers beweist es – Moschusochsen auf Schneefeld voraus! Das Picknick-Sandwich wird achtlos beiseite gelegt, der letzte Bissen schnell runtergeschluckt und los geht’s – Safari zu den Moschusochsen. Dass es bei 200 Metern nicht bleibt, bis endlich nach einiger Zeit kuhähnliche Wesen nebst einem Bauernhof auftauchen, ist klar. Es werden Fotos gemacht in der Annahme, dass die Viecher als Moschusochsen durchgehen werden – selbst die 400fache Vergrösserung zuhause am PC lässt Zweifel an der Echtheit aufkommen. Aber is ja egal …
E = Elch
Dieses gemeinhin in Norwegen vorkommende, frei lebende Getier, in Insiderkreisen schlicht „E-Tier“ genannt, wurde NICHT gesichtet. Gesehen wurden mehrere Schilder mit einem Elch drauf, es gab Zäune neben der Strasse, die angeblich dazu da sind, die Elche davon abzuhalten, auf die Fahrbahn zu rennen … allein, er war nicht da! Kein noch so schöner Wald, kein noch so liebliches Fjell, es war nichts zu machen. Falls der Fuchs tatsächlich einen Elch im Maul hatte, wie von einem Passagier berichtet, dürften es nur noch Speise-Elch-Reste gewesen sein. Das E-Tier war in den Sommerferien. Abgesehen natürlich von all jenen, die es auf Weihnachtsschmuck, T-Shirts, Tücher und Tassen gebracht haben.
F = Fjelle und Fjorde
Wer nach einer Norwegen-Reise nicht weiss, was ein Fjell ist, dem ist nicht zu helfen. Leicht kann es passieren, dass die Buchung wegen der Fjorde gemacht wird, aber die Fjelle in Erinnerung bleiben. Fjelle sind oben, Fjorde sind unten. Gebirge und Meeresarme. Erschaffen dank der Eiszeit, als die Gletscher gewandert sind, nach der Eiszeit dann Erosion und Auffüllen der Hohlräume durch das Meerwasser. So sind die Fjorde entstanden. Oh, Du glückliches Norwegen! Die Hänge grün und saftig, fruchtbar, Obstplantagen, Flüsse und Wasserfälle, rote Hütten und weisse Boote. Und oben auf dem Fjell das Moos, die Pflanzenwelt, Schneereste. Spricht man im Paradies eigentlich norwegisch?
G = Geiranger, Gletscher und Grieg
Der bekannteste Fjord Norwegens und auch die „Perle unter Norwegens Fjorden“ genannt: der Geirangerfjord. Nur 16 Kilometer lang, aber jeder Meter eine Augenweide. Alle Kreuzfahrtschiffe legen hier an und natürlich auch die Hurtigruten. Man sieht den Geiranger bereits von oben vom Aussichtsplateau, nachdem der Busfahrer-Michel von der Berghütte aus Serpentine für Serpentine gemeistert hat.
Der Ursprung von Fjell und Fjord, und es gibt sie immer noch: prächtige Gletscher hoch auf den Bergen in Norwegen. Zum Briksdaalsbreen läuft es sich gemütlich, einzige Herausforderung ist eine Brückenüberquerung nahe beim Wasserfall, wo man schon mal nass werden kann. Oben dann das ewige Eis. Blau, kühl und gewaltig. Festgehalten mitsamt drei Grazien dank „Ameisenscheisse-Foto“. Ein Gletschermuseum gibt’s auch noch – wo der Helikopter über die Gletscherlandschaften fliegt, mit 5 Kameras gleichzeitig aufgenommen, wir heben gemeinsam ab! Lustig übrigens, dass man in einem Gletschermuseum Schweissperlen produzieren kann …
Der Nationalkomponist Norwegens, bereits zu Lebzeiten. Lebte in der Nähe von Bergen in einem adretten Haus, zauberhaft aber ist sein Musikhäuschen unten am Fjord. Und wer sich in der Nachmittagssonne auf den Stein gegenüber der roten Hütte setzt und ein Foto von seinem Spiegelbild im Fenster machen lässt, der sieht staunend und ehrfürchtig, dass er auf der Chaiselongue des Komponisten sitzt oder auch schwebt … Peer Gynt und Herrn Ibsen jedenfalls sei Dank für die Inspiration zu den Werken des grossen Meisters: Edvard Grieg!
H = Hüttenzauber und Himbeerkekse
Ursprungsfarbe Rot. Aus Eisenerz hergestellt. Zur Holzkonservierung rot bestrichen. Die typischen, wunderschönen, malerischen norwegischen Hütten (Häuser). Hier eins, dort eins. Selten viele zusammen. Denn man hat Platz in Norwegen. Weite.
Kekse gibt’s überall auf der Welt. Himbeeren an vielen Orten. Wo wird das eine mit dem anderen gemixt? Kenner fahren für Himbeerkekse nach Norwegen!
I = Indiana Jones
Code-Name des Leisereiters Reiseleiters, Ralf H. M.A., aufgrund seines Hutes: braun und ledrig wie der von Indiana. Viel ist bereits über ihn gesagt worden, festzuhalten bleibt: ein guter Reiseleiter – trotz Taschenspiegel, Kamm und nur einem Poloshirt (das wenigstens in orange).
J = Jotunheimen und Japaner
Zum Glück hat das eine nichts mit dem anderen zu tun: Der Jotunheimen Nationalpark ist ein Juwel in den Bergen südlich von Lom: prachtvolle Natur mit Schnee, Seen und Bächen, moosbewachsenen Steinen und Felsen, die zum gemütlichen Picknick oder unbequemen Lotussitz einladen. So oder so fliesst hier die Energie.
„Are you ready?“ brüllte der Kapitän einer Fähre, bevor er sie dem Ansturm der Touristen auf die Sonnendecks freigab. Da waren es noch gemischte Touristengruppen aller Länder vereinigt. Nein, sie sind nicht gross aufgefallen bis just zu dem Moment, wo es zur Flams-Bahn ging: die japanischen Reisegruppen. Mit Beschlag belegt haben sie Abteil für Abteil, Sitz für Sitz. Geknipst und geschnattert was das Zeug hielt. Heraus flugsflugs aus der Bahn am Wasserfall. Knipsknips. Schnell wieder rein in die Bahn. Schnatterschnatter. Da kann unser Studiosus-Grüppchen von 15 Personen nicht mithalten. Zum Glück brauchen wir auch keinen Regenschirm oder sonstiges Werkzeug, um den Reiseleiter zu identifizieren – kein Japaner trägt einen Indy-Hut.
K = Kreuzfahrten und Katzenbabys
Man erkennt sie an den einheitlichen Stickern auf dem Shirt – je nachdem, von welchem Dampfer aus sie ihre Tagesausflüge machen. Es sind sehr viele Amerikaner dabei mit den üblichen schicken Kopfbedeckungen: das Kreuzfahrervölkchen. Die Schiffe sehen toll aus – wenn die Hurtigruten oder normale Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen oder durch die Fjorde schippern … stark und majestätisch.
Und dann war da noch dieses Waisenkätzchen im Hotel in Olden. Wenige Wochen alt, schwarz-weiss gescheckt und grenzenlos verspielt. Keiner weiss, wo’s herkommt, aber der Koch kümmert sich liebevoll. So kaputt ist das Kätzchen am Ende der Spielstunde, dass es in Friederikas Schoss todmüde einschläft. Wie gerne hätte ich es mitgenommen, wenn der Leisereiter nicht Rucksackkontrolle für den nächsten Tag angedroht hätte.
L = Lachs und Lillehammer
Roher Lachs, geräucherter Lachs, marinierter Lachs. Lachs mit Zitrone. Lachs mit Dill. Lachs mit Sauce. Lachs morgens, Lachs mittags, Lachs abends. Lachs enthält Omega Fettsäuren. Lachs ist Wellness made in Norway.
Mit Lillehammer verbinden wir schon immer den Sport, Skigebiete, Olympische Winterspiele. Heute geht man sich dort das Freilichtmuseum Maihaugen ansehen – friedlich schön, leider hat Madame Live-Fladenbrotbäckerin Mittagspause. Anschliessend geht’s mit dem Bus weiter, hoch zur Sprungschanze und, siehe da und welch angenehme Ueberraschung: Die norwegische Skisprungmannschaft hat Sommertraining. Die Burschen gondeln hoch, rasen runter, heben ab, springen weit, landen sicher und streifen sich auf dem Rasen sofort die Trikots vom Oberkörper, was trotz der schmächtigen Figürchen bei der Damenwelt Schreie des Entzückens auslöst …
M = Moor und Michel
Eine unserer Wanderungen führt durch eine üppige Moorlandschaft. Jedermann konzentriert sich auf den nächsten Schritt. Zunächst bedächtig, als das Picknick aber schnell beendet werden muss wegen Gewitterwolken, geht’s im Gänsemarsch und flotten Schrittes zurück. Keiner ist danebengetappt.
Unser Michel war kein Lausejunge und auch nicht aus nem Dorf in Böhmen: Michel ist unser Busfahrer. Gross, schlank, rothaarig, helle Haut, die er sich bei seiner legeren Erstbesteigung des Preikestolens in Sneakers erst man ordentlich verbrennt. Aber das war auch die einzige Schwäche von Michel: Er fährt diesen Bus über Stock und Stein, Serpentinen hoch, Tunnels runter, Serpentinen runter, Tunnels hoch – erinnernd an den Harry-Potter-Bus, der sich der Strasse anpasst und schmaler und breiter wird. Michel kutschiert uns sicher, sanft und zuverlässig über Fjell und Fjord, und wenn wir nicht hätten trotz Lufthansastreiks abreisen müssen, dann würden wir noch immer im Panorama-Bus durch Norwegen schweben:
Die Smudas rechts. Ulrike links. Bettina dahinter. Michel vorn. Indiana daneben.
Natur pur vor Augen. Savage Garden im Ohr. Ein Lächeln auf den Lippen.
Jeg elsker deg, Norge!