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Kleine Überraschungen am Zürichsee

Ich traue meinen Augen nicht. Der See vor uns ist voller farbiger Punkte, die vor sich hin schaukeln an diesem späten Sonntagnachmittag. Es herrscht eine Tretboot-Dichte hier kurz vor dem Bürkliplatz wie sonst nur bei Street Parade oder Züri-Fest. Das Schiffshorn der Linth kündigt die Einfahrt in den Hafen an, doch die drei Jungs auf dem Pedalo keine fünf Meter vor uns stört das nicht. Am wenigsten den dritten Mann, der hinten drauf steht und augenscheinlich schon in den Mai tanzt. Flaschen werden auch hochgehalten. Die andern Paddler, Treter und erst recht die Stand-Ups sind introvertierter und zufrieden damit, sich über Wasser halten zu können.

 

Es ist was los in Zürich am Abend vor dem ersten Mai. Nach einem Tag, der endlich frühlingshaft warm und sonnig war. Zürcher und Touristen pilgern entlang des General-Guisan-Quais und am Seeufer entlang. In der Badi Enge wird gechillt – Walpurgisnacht in Zürich! Die entspannte Stimmung macht Spass. Auch ich bin zufrieden und spüre noch die warme Sonne im Gesicht nach einem Tag, der einsame Momente hatte, nicht spektakulär war und doch schöne Überraschungen bot.

 

Nein, keine meiner tollen Ideen hatte ich umgesetzt: Ich bin nicht nach Amden gefahren. Nicht zur Rigi. Und auch nicht zum Säntis. Am Ende war ich froh, wenigstens losgelaufen zu sein. Von der Haustür in Wollishofen ab in Richtung Horgen. Es gibt einen Panoramaweg rund um den Zürichsee. Ich bin einfach dem gelben Wanderzeichen gefolgt.

 

Die Wanderschuhe hätte ich zwar nicht gebraucht. Aber einige Kilometer sind zusammengekommen entlang saftiger Wiesen, durch gute Wohngegend und oft mit Blick auf den See und das weisse Bergpanorama im Osten. 

 

In Oberrieden wurde es dann Zeit für die Heimreise mit einer unerwarteten Option: dem Schiff! Noch dazu liegt die Schiffstation direkt neben dem Key West, wo sie den Bootssteg betischt und bestuhlt hatten. Gab es einen besseren Ort, um aufs Schiff zu warten? Und es war wirklich nicht erwartet, nicht geplant, dass ich mit Wanderschuhen und Rucksack auf einem Bootssteg auf dem Zürichsee, mit weiss gedeckten Tischen, sitze und mit einem Glas Prosecco in der Hand die Linth erwarte, die da gerade von Horgen kommt. 

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