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Venezia, la Serenissima

Es ist das Wasser. Wenig überraschend. Nicht minder schön. Dieses Mal habe ich die Einfahrt durch den Canale Grande gewählt und nicht um die Inseln herum, beides ist möglich vom Flughafen aus. Die Alilaguna-Flotte, die den Flughafen mit der Lagunenstadt verbindet, ist zwar komfortabel ausgestattet, doch um den Preis der guten Sicht: Die Fenster sind schmal und beginnen erst über dem Kopf. Wir klettern auf den Sitzen herum, schieben ein Fenster herunter, um den Wind zu spüren, das Wasser zu riechen und das Handy waghalsig rauszuhalten. Als Bootsfahrer würde ich mich innerlich schlapp lachen über diese Touris, die noch tagelang Gelegenheit haben werden, die Stelzenstadt abzulichten. 

 

Wasser, farbige Häuser, von denen der Putz abfällt, Brücken, Boote. Die ersten Gondoliere. Kirchen, Flaggen. Aber die Besonderheit ist das Wasser. Diese sanft wogende Hauptstrasse.

 

Ich steige in Giglio aus, eine Station vor dem Markusplatz. Sonne am Nachmittag - gibt’s ein schöneres Licht? Ich begrüsse die Stadt vom Holzsteg aus und freue mich, dass hier nicht gar so viele Touristen sind. Der Gang, der anschliessend durch zwei Häuserschluchten geht, ist so schmal, dass keine zwei Leute aneinander vorbei kommen. Ich erfreue mich an der Wiederbegegnung mit Venedig. Mit jedem Schritt.

 

Diese Farbpalette dann, als ich am späteren Nachmittag auf einem anderen schmalen Weg zum Canale gehe und staune. Ocker, Weiss, Braun, Sand. Wie können diese Häuser im Wasser stehen und all die Jahrhunderte überleben? Ein wundervolles Rätsel.

Meine Highlights sind nichts Aussergewöhnliches. Einfach das, was mich berührt hat.

 

Canale Grande

Vorhang auf - Einfahrt auf dem Canale Grande. Faszinierend die Häuser auf beiden Seiten - im Wasser, auf dem Wasser. Dazu die Brücken, Boote, Gondeln. Ganz besonders schön ist's im Vaporetto am Sonntag, als ich mir einen Platz ganz vorne ergattere. Habe kurze Videos gedreht. Zur Erinnerung.

 

360 Grad Markusplatz

Am Canale entlang das letzte Stück zur Station San Marco laufen. Dann alle Touristen ignorieren, alle Souvenirhändler und Reisegruppen. Und einfach dieses Gefühl wahrnehmen. Die Säulen von Markus und Theodorus, Piazzetta, Dogenpalast, Markusdom, Campanile. Und sich weiter im Kreis drehen, hin zur Kirche Santa Maria della Salute drüben auf der andern Seite des Canale, und hier auf unserer Seite die Gondeln. Diese Pracht. All die Jahrhunderte. Die Ewigkeit im Angesicht meiner Vergänglichkeit. Die hell erleuchtet wundervoll inszenierten Gebäude, die den Markusplatz einrahmen. Beglückend.

 

Apero beim Markusdom

Im Lavena sitze ich drinnen, so warm ist’s halt doch nicht. Vor mir Touristen und Italiener bei dieser wundervollen Gepflogenheit des Aperos an der Bar mit ein paar Nüsschen und Oliven. Sie bei Aperol Spritz. Ich bei Pinot Grigio.

 

Hochwasserfreier Besuch

Immer auch die seltsamen Tische wahrnehmen, die einem mitten auf dem Platz oder am Weg unterwegs begegnen. Eindeutiges Zeichen, dass ich in Venedig bin. Und zum Glück herrscht kein Hochwasser.

 

Espresso an der Bar mit einem Buranelli-S

Ja, man kriegt ihn immer noch, den kleinen Schwarzen im Stehen an der Theke. Für einen Euro. Perfekt ergänzt mit diesem venezianischen Gebäck, dem Buranelli, am liebsten in S-Form.

 

Gondeln und Gondoliere

Noch solch ein Relikt aus alter Zeit. Unfassbar, dass es sie immer noch gibt. Rätselhaft, wie sie diese Balance halten. Am Montag bei schlechtem Wetter tragen sie Regenkleidung. Ihre Ruhe bleibt stoisch, während sie den Asiaten für die vorgebuchte Fahrt in die Gondel helfen.

 

Häuser, die dem Wasser trotzen

Vergilbte, vergilbende, stolze Pracht. Auf Pfählen erbaut. Standhaft. Ach, wenn sie doch Geschichten erzählen könnten.

 

Blick von der Accademia-Brücke

Immer wieder. Jedes Mal packt er mich, der grandiose Ausblick von dieser Brücke über den Canale Grande, die San Marco mit Dorsoduro verbindet.

 

Vivaldi-Konzert in San Vidal

Spontan kaufe ich morgens ein Ticket für den Sonntagabend zum Vivaldi-Konzert in der Kirche San Vidal. Erst später lese ich, dass das ein Geheimtipp ist. Die Interpreti Veneziani spielen die vier Jahreszeiten direkt in mein Herz. Nie klang die wundervolle Musik so göttlich wie hier.

 

Ich weiss. Venedig ist nicht real. Ist eine Fata Morgana. Und das Leben findet auch nicht auf dem Wasser statt, sondern auf dem Boden der Realität. Und doch - wenn wir Glück haben, ermöglicht sie uns, für einen kurzen Moment, für einen Wimpernschlag der Geschichte, in diesen Traum der Serenissima einzutauchen.